Predigt Reformationsgottesdienst 2018 - Heidemarie Langer, M.A.

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Reformations-Gottesdienst am 31. Oktober 2018; 15:30 Barmbek

Die Gnade und Liebe Gottes sei mit uns allen!
Amen

Liebe Menschen,
herzlich grüße ich Sie,
was wären wir ohne Musik und Singen?
danke dem Chor (allen, die diesen Gottesdienst vorbereiteten)
und:
Haben Sie sich schon einander begrüßt?
Tun Sies - (um sich schauen; Nachbarn..)
Was geschieht, wenn wir einander grüßen und ansehen?
Auch wenn es nur einen Augenblick lang ist, erleben wir, dass etwas mit uns geschieht.
Da leuchtet etwas in uns auf, geschieht auf unseren Gesichtern und im Herzen:
Wir sind Begrüßte und Angesehene –
So sind wir als Menschen gedacht, gesegnet von Gott -
und können es
einander schenken.
Es gibt viel Sehnsucht nach Begrüßt - und Angesehen-Sein überall unter uns. Den anderen zu beachten,
schenkt Würde, Achtung.
Und - erinnern wir uns:
wenn wir jemanden treffen und einen Moment verweilen,
um uns einander hinzuwenden, da geschieht mehr noch als Achtung:
da geschieht Begegnung.
„Schön, dass wir uns treffen:“
Da geschieht im Miteinander auch ohne viele Worte eine Verbindung zwischen uns, die wärmt,
erfreut - mit unserem gegenseitigem Interesse daran, wie es uns geht.
So sind wir gedacht.
Von Anbeginn des Lebens sehnt es sich in uns, so in Verbindung zu sein,
dass wir den Strom des Lebens in einer Beziehung Gemeinschaft empfinden –
Wertschätzendes und Segnendes geschieht -
und wir merken es,
wenn wir dafür offen sind und ein wenig Zeit geben, das Geschehen
in der Verbindung wahrzunehmen.
Es geschieht: (Wir erleben es:)
Wir alle sind mit Menschen verbunden, die uns unverwechselbar nah
sind. Liebevoll sind wir zugewandt und erleben unser Verbunden-Sein im
Hindenken und Beisammensein. Was wären wir ohne sie?
Verbunden Sein geschieht auch mit Dingen, die uns wertvoll sind; auch
Pflanzen, Blumen.
Und Verbunden- Sein geschieht völlig natürlich täglich mit dem, was wir
zum Leben brauchen beim Trinken und Essen.
Wir wissen es:
Wenn wir uns Zeit schenken, das Wasser nicht nur wie nebenbei zu
trinken, sondern bewusst jetzt – dieser Schluck – (der erste Schuck Tee,
Kaffee am Morgen) – dann merken wir seine Köstlichkeit und erleben
genießend dankbar, was sich uns schenkt.
Auch beim Essen.
Seit geraumer Zeit sind viele Menschen, wenn nicht wir alle hier, sehr
Acht gebend, was wir zu uns nehmen und was uns wirklich nährt:
ob die Lebensmittel wirklich Mittel zum Leben sind, wo sie angebaut
worden sind, wie die Böden beschaffen sind, wie die Menschen mit
ihnen umgegangen sind, wie die Arbeitsbedingungen (der Herstellenden)
waren.
Dies alles wirkt in den Lebensmitteln offen oder verborgen verbunden
mit.
Wir achten, sind achtsam.
Und wenn wir uns Zeit geben können, selbst mit den Lebensmitteln
umzugehen, (kochend oder backend), sie zu zubereiten, merken wir
unser Verbunden-Sein mit ihnen besonders.
„Mit Liebe gekocht“ – pflegte meine Großmutter zu sagen,
wenn es mir mal wieder so richtig gut schmeckte.
Spuren von Gottes Geist wirken in unseren Begegnungen
- mit der Erde und unserer Gemeinschaft verbunden -
Wir merken dieses Geschenk, wenn wir uns ihm hinwenden.
Gar dem Geschenk der Erde pur:
mit diesem Licht im Sommer, Spätsommer, auch heute,
das alles zum Leuchten bringt, in allen Farben glänzt.
Als wären es Strahlen vom Ur-Licht der Schöpfung,
so kommt mir dies Leuchten vor:
dies Licht, das von Anbeginn der Schöpfung
in allem Erschaffenen der Erde aufstrahlt
und die ganze Schöpfung erfüllt und nährt -
auch uns (Menschen).
Verbundenes Sein
Ohne Licht wären wir nicht, könnten nicht leben und sehen.
Ohne Grün der Bäume könnten wir nicht atmen,
beseelt vom Odem des Geistes Gottes,
der von Anbeginn in allem Leben webt und wirkt -
Die Schöpfung ist ein Geschenk.
Dankend feiern wir heute dies Lebens-Geschenk Schöpfung
und unser Zusammenleben in ihr, unser Verbundenes Sein.
Dankend und besinnend, denn unser achtendes Wahrnehmen und
Erleben ist nicht nur persönliches privates Gut.
Es ist notwendig und vielleicht Not wendend
in dieser Zeit, wo unser Zusammenleben im Verbundenen Sein
gestört ist.
Wir wissen es, lesen, hören und sehen es:
Unser Klima ist gestört.
Wir sind wach, denn diese Hülle Atmosphäre ermöglicht die uns alle
verbindende Luft, die wir zum Leben brauchen.
Sie - und die Bäume, die Lunge der Erde.
Was geschieht, wenn so viele Wälder abgeholzt werden?
Was, wenn die Pole schmelzen,
Was, wenn das Wasser Meer, den Dreck, den wir eingeben,
nicht mehr klären kann?
Wenn das Grundwasser weniger wird,
die Schätze der Böden
und Atommüll in sie eingelagert wird.
Was haben wir der Erde angetan und uns Menschen?
Wir sind wach.
Wir und viele andere.
Was uns aufregt, was sich in uns aufregt
ist: Achtung! Es stimmt so nicht!
(Wir sind keine Ver-brauchenden;)
wir brauchen die Erde und unsere Verbindung!
Sie ist unser Heimatboden, unser Schutz und unsere Lebensquelle.
Wir sind die zuletzt hinzu gekommene Gattung in der Schöpfung und
körperlich geistig mit allem erschaffen, was in der Erde lebt.
Wir sind Teil-Nehmende, Verbundene.
Wir leben nicht a u f der Erde, wir leben gemeinsam m i t ihr,
ja, wir leben i n ihr,
und sind alle Kinder der Erde. Alle zusammen leben wir in ihr.
(und der ganzen Schöpfung).
Unser Wach-Werden ist Liebe –
Und wir merken, dass wir dieses aufwachende Bewusstwerden unseres
Verbundenen Seins mit Erde und Menschheit brauchen –
für uns Heute und für die nach uns kommenden Generationen.
Bewusstwerden -
Denn in den großen wirtschaftlichen Zusammenhängen
leben noch immer Anschauungen und Handlungswege,
die vor Jahrhunderten entstanden und nun zerstörerisch wirken:
ein Bild, dass es a l l e i n um den Menschen gehe -
und die Erde uns zum Nutzen, zu Diensten da sei.
(Das Geschenk) Erde wurde wie ein Objekt als bloße Materie betrachtet.
Und nur das Machen, das Wirken des Menschen und vor allem das
Gewinn bringende Leisten bekam Ansehen.
„..der Himmel un d Erde gemacht hat..“?
wie wir im Glaubensbekenntnis beten -
Nur der Geist bekam Hinwendung, Vernunft und Mensch;
und die Erde?
Da die Erde als Lebewesen mit ihren weisen inneren Gesetzmäßigkeiten
und lebendigen Kreisläufen so lang nicht geachtet wurde, kommt sie
heute an ihre Grenze.
Auch wir Menschen haben uns nicht mit unseren eingegebenen Grenzen
und Rhythmen geachtet.
- Immer schneller höher immer mehr -
haben wir die Erde und uns außer Kraft gesetzt.
Wir sehen heute, wie wir die Natur störten und uns selbst;
und erkennen, wie (einige) Herrschende bestimmten,
w e l c h e Menschen gleichwertig und welche minderwertig seien -
wie Böden und Menschen in vielen Erdteilen ausgenutzt wurden–
werden-
Achtung Stop ! So nicht! (Hand nach Aussen) – wenn es so weitergeht -
und Achtung (Hand nach Innen)
Ehrfurcht vor dem Leben!
– wir brauchen eine andere Entwicklungso
denken viele und bewegen seit Jahrzehnten und vermehrt in den
letzten Jahren Wege und Möglichkeiten für das Leben in e i n e r Welt:
ökologische wie hier in den Gemeinden; Initiativen für ein Wirtschaften
mit erneuerbaren Energien, Friedensbewegungen für Verständigungen
im Dialog, die keine weitere Aufrüstungen und kein Atom mehr
brauchen; Menschenrechts- Bewegungen für Gleichheit, Gerechtigkeit
und Kinderschutz; Bewegungen für die Gleichheit der Geschlechter und
ihrer Liebe; Respekt für andere Kulturen, Religionen – und ein Bild von
Gott, das auch die weibliche göttliche Geistkraft ehrt.
Ehrfurcht vor dem Leben bewegt viele Menschen
in diesen und anderen Fragen
für unser Zusammenleben (in e i n e r Erde und Menschheit).
Mit unserer Feier für die Schöpfung und unserem Dasein geben wir uns
in unserer Weise ein.
Es ist die Reformation unseres Bewusstseins, das das in Weisheit und
Liebe Umfassende von „Himmel u n d Erde“ der Schöpfung ehrt – (den
Schöpfergeist Gott.) und wahr nimmt, wie wir alle in IHR dazu gehören
und zusammen leben.
(Verbundenes Sein)
Achten wir Himmel und Erde – so achten wir uns selbst
als verbunden erschaffene Menschen.
Achten wir, dass wir in all unseren Verschiedenheiten in diesem e i n e n
Erdkreis leben, werden wir erdverbunden mitmenschlich.
Gottes schöpferische Geistkraft beschenkt uns (weisheitlich liebevoll)
mit mitempfindender schöpferischer Bewusstseins-Kraft,
das unser Achten, Achtsamkeit und Entscheidungskraft hervorbringt.
Was haben wir gewusst? Was haben wir getan?
Im Kleinen wie im Größeren
können wir neu vom Ursprung der Schöpfung her denken
und sie als Vision im Werden wahr nehmen.
Wir können Kreise ziehen
mit unserer Achtsamkeit, achtsamem Handeln,
wie hier in den Gemeinden im Kirchenkreis -
und andere aufwecken.
Wir können uns Initiativen anschließen oder begründen
und uns bewusst dort herausziehen, wo wir Teil des Problems sind.
Wir können es
und dürfen uns im Angesicht großer Fragen nicht klein machen.
Wir wirken wie eine Saat oder wie der Sauerteig
und können uns mitschöpferisch einbringen, erfinderisch werden,
entwickeln, anstecken – und durchaus auch dafür einstehend aufstehen.
Dankend und bedenkend
feiern wir heute die Reformation im Verbundenen Sein.
Die Reformation vor 500 Jahren wandte sich an den Menschen in seiner
Beziehung zu Gott, die befreiend als Liebe geschenkt wird.
Heute feiern wir Gottes umfassende Schöpfung, das Geschenk,
in dem wir alle zusammen leben – und (das uns) zueinander befreit.
Wir feiern die Reformation im Verbundenen Sein -
hoffend, auch erbittend,
dass aus diesem Bewusstsein
in allen Lebenszusammenhängen
eine Zeit der Transformation werden möge.
Wir nennen diese Reformation Grün- – nicht parteipolitisch,
sondern der Grünkraft der ganzen Schöpfung verbunden
und unserem eigenen Grünen.
Grünkraft nennt die alte Heilmeisterin Hildegard von Bingen
das Wirken Heiliger Geistkraft, die mit Ur-Intelligenz, Weisheit und Liebe
die Schöpfung ins Leben rief
und in allem Erschaffenen wirkte und immer weiter wirkt.
In Ihr leben und sind und werden wir.
Und so besingt Hildegard Sie, die Grünkraft, in einem ihrer Lieder:
“O heilende Kraft, die sich Bahn bricht!
Alles durchdringst du,
die Höhen und Tiefen
und jeglichen Abgrund.
Du baust und bindest alles.
Durch dich träufeln die Wolken,
regt ihre Schwingen die Luft.
Durch dich bricht das Wasser das harte Gestein,
rinnen die Bächlein
und quillt aus der Erde das frische Grün.
Du auch führest den Geist,
der deine Lehre trinkt, ins Weite.
Webest Weisheit in ihn
und mit der Weisheit die Freude.”
Danken wir der Grünkraft Leben!
Lassen wir uns von Ihrem Geist begrüßen und ermutigen –
und ermuntern wir einander
als Angesehene und Begrüßte
- wie im Anfang -.
Gott sei Dank!
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